A. Worum geht es überhaupt?
Diese in unseren Breiten (noch) ungewöhnliche Form der Landwirtschaft hat zum Ziel, die Landwirtschaft ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten sowie kleinbäuerlichen Strukturen für regionale Lebenmittelversorgung ökonomische Sicherheit zu bieten. Grundlage ist eine vertraglich geregelte Partnerschaft zwischen Produzenten und KonsumentInnengemeinschaften (zB Verein).
Der Produzent stellt die Versorgung mit Lebensmitteln sicher,
die KonsumentInnen stellen Ressourcen für den Betrieb zur Verfügung.
Das Risiko für Ernteausfälle wird zwischen Produzent und KonsumentInnen aufgeteilt.
Finanzielle Sicherheit für den Produzenten bedeutet
zugleich Versorgungssicherheit für die KonsumentInnen.
B. Dazu einige vertiefende Argumente:
1. Direktvermarktung statt Ausbeutungskette
2. Zeitproblem bei Direktvermarktung
3. Betriebsfinanzierung
4. Produktionssicherheit – Versorgungssicherheit
5. Risikoverteilung
6. „Bauernsterben“
7. Solidarische Landwirtschaft als Lebensversicherung
C. Im Einzelnen:
- Der biologisch (gleich ob organisch-biologisch oder biologisch-dynamisch) wirtschaftende Bauer bekommt für seine Arbeit nur durch Direktvermarktung ein angemessenes Entgelt. Vergleiche ein Mal die Bio-Preise im Supermarkt mit denen eines Bio-Direktvermarkters! Überraschenderweise ist Bio-Gemüse im Supermarkt meist billiger als beim Produzenten. Wie ist das möglich? „Ausbeutung“ heißt das Rezept für den Supermarkt, der allein am eigenen maximalen Gewinn interessiert ist. Der Transporteur wird im Preis gedrückt (darunter leidet vor allem der Fahrer), auch ein allfälliger Zwischenhändler muss sich mit einer minimalen Marge zufrieden geben, und der Bauer bekommt am wenigsten; bleibt noch der Boden, der als letztes Glied unter dieser Ausbeutungskette auch leidet.
- Direktvermarktung kostet den Bauern allerdings viel Zeit. Und es ist gar nicht sicher, dass er alles verkaufen kann, was er mit viel Mühe produziert hat. Hier kommen SolidarpartnerInnen ins Spiel: Sie garantieren dem Bauern, dass er idealerweise nicht auf seinen Produkten sitzen bleibt; zumindest stellen sie die Finanzierung des Betriebes sicher. Und sie können durch zeitliche Koordination die Marktzeiten für den Bauern reduzieren. So hat er mehr Zeit, sich um seine Kulturen zu kümmern.
- Solidarische Landwirtschaft gibt es in verschiedenen Varianten. Die einfachste, und die praktizieren wir in unserem Verein, besteht in einer Finanzierung des bäuerlichen Betriebes. Im Gegenzug erhalten die SolidarpartnerInnen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse.
- Auf diese Weise hat der Bauer die Sicherheit, auch bei Absatz- oder Produktionsschwierigkeiten weiter arbeiten zu können. Für die SolidarpartnerInnen bedeutet das wiederum Versorgungssicherheit.
- Freilich ist Landwirtschaft immer risikobehaftet: Wetter, Wild, Insekten, Schimmel, … Das Risiko wird hier auf die ganze Solidargemeinschaft aufgeteilt und muss nicht vom Bauern allein getragen werden.
- In den vergangenen 30 Jahren – also etwa seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft – haben allein in Oberösterreich (!) ca 22.000 bäuerliche Betriebe aufgegeben. Es waren vor allem Kleinbetriebe, die dem Wettbewerbsdruck nicht standgehalten haben. Dabei sind es gerade solche Betriebe, die mit dem Boden, der lebenswichtigen und begrenzten Ressource für die Lebensmittelproduktion, sorgsam umzugehen pflegen. Das sollte Biobauern nicht mehr passieren! Dafür müssen SolidarpartnerInnen sorgen, denn öffentliche Unterstützungen fließen überwiegend den großen Betrieben zu, die Landwirtschaft industriell betreiben. Und diese Betriebe zerstören mit dem Einsatz tonnenschwerer Maschinen, Mineraldünger und diversen Giften (Herbizide, Fungizide, Pestizide) geradezu systematisch den fruchtbaren Boden.
- Eine Solidarpartnerin hat es sehr treffend formuliert: SOLAWI ist die beste Lebensversicherung. Für deine Prämie bekommst du laufend hervorragende und gesunde Lebensmittel und musst auf die Versicherungsleistung nicht bis zu deinem Ableben warten 😉